kaum ständig noch

Phänomenologie der Männlichkeit als Wersein


Michael Eldred


artefact text and translation
Cologne, Germany


4. Der Ruf in die Polis

i) Wahrheit des Ruhms und "bloßes Berühmtsein"


Version 2.1 July 1996
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Inhaltsverzeichnis dieses Kapitels


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    4. i) Wahrheit des Ruhms und "bloßes Berühmtsein"

  1. Heidegger schreibt:

  2. Wie unterscheidet sich das "im Rufe stehen" vom "bloßen Berühmtsein"? Hier wird nicht dem Text Heideggers nachgegangen, um aus dem Kontext das "im Licht stehen" aufzuhellen, sondern es wird versucht, die Berühmtheit in ihrem Unterschied zum Ruhm anhand der bisherigen Ausführungen zu durchdenken. Auch der bloß berühmte Name steht im Licht der öffentlichen Rede als etwas Unverborgenes und deshalb für den Berühmten Ek-sistierendes, was freilich keine Wahrheit für dieses Scheinsame des angesehenen Namens verbürgt. Das bloß Scheinsame scheint zwar im öffentlichen Blick und in der öffentlichen Rede hervor, aber es entspricht nicht dem im privaten Verborgenen Bleibenden und dort sich Aufhaltenden, d.h. der in-dividuellen (nicht abtrennbaren) Wahrheit des einzelnen Werseienden. Hier wird die Wahrheit als eine Entsprechung gedacht, als eine Entsprechung zwischen einem Verborgenen, Sichentziehenden und einem im Offenen der öffentlichen Rede erscheinenden Scheinsamen. Wie aber kann ein Offenbares einem Verborgenen überhaupt entsprechen? Bleibt nicht eher wesensgemäß das Eigenste verborgen? Das Verstellende des "bloßen Berühmtseins" muß demnach woanders, auf einer anderen Fährte gesucht werden.

  3. Die Lichtung der politischen Öffentlichkeit gewährt dem männlich Seienden, d.h. seinem Namen, eine Unverborgenheit, die sowohl eine richtige als auch eine unrichtige, scheinbare sein kann. Der "bloß Berühmte" erscheint zwar in der polis als ein großer Wer - vielleicht anhand seiner Redefertigkeit -, aber das, 'was dahinter steckt' als sein Können, verdient nicht das große Ansehen. Wie aber und unter welchen Bedingungen verdient ein Wer eine große öffentliche Anerkennung? Der Berühmte glänzt im Lichte der Öffentlichkeit, aber dieses Glänzen ist nicht gerechtfertigt. Im Falle eines wahren Ruhms dagegen wäre dieses Glänzen gerechtfertigt. Aber glänzt überhaupt der wahre Ruhm? Lodert er nicht eher an einem abgelegenen, schwer erreichbaren Ort? Angesichts der Mächtigkeit und des Vorrangs des Geredes in der Öffentlichkeit, das einen schnellen, leichten Zugang zu allem verlangt, mag bezweifelt werden, daß es einen wahren Ruhm überhaupt geben könnte. Obschon die Wendung 'Wahrheit eines wahren Ruhms' bisher noch ungeklärt bleibt, ist es mehr als ein bloßer Anschein, daß die Wahrheit eines wahren Ruhms nur als die äußerste Ausnahme unter der Vielfalt der bloß scheinhaften Namhaftigkeit in der politischen Lichtung zu erscheinen vermag. Deutlich ist nur, daß die Wahrheit eine umstrittene Sache unter den vielen Meinungen ist. Es wird hier nicht über die Willkür und Kurzlebigkeit der öffentlichen Meinung geklagt - auch wenn man ein Lied davon singen könnte -, da sie wesentlich zur ontologischen Gegebenheit der Freiheit des Redens-über... gehören.Wir müssen aber nach der Wahrheit des Werseienden weiter fragen.



      Anmerkungen 4. i)


    1. Heraklit Gesamtausgabe Bd. 55 S. 248. Back

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